Erde, Triebe und leckere Schweinereien

Wenn im Restaurant Lago am See die Menükarte wechselt, lädt das Team um Sternekoch Klaus Buderath zur Kochwerkstadt in die Showküche des Hotels in der Ulmer Friedrichsau. Im kleinen Kreis kann man den Könnern dort über die Schulter blicken, sehen, wie hochwertigste Lebensmittel in der Spitzengastronomie verarbeitet werden und alle Fragen loswerden, die man einem Kochprofi schon immer mal stellen wollte. Doch nicht nur die kulinarischen Genüsse stehen bei der Kochshow im Mittelpunkt – zu jedem Fachbereich lädt das Lago einen Referenten, der von seiner Passion für Lebensmittel zu berichten weiß.

Viermal im Jahr gibt es im Lago ein neues, an die Jahreszeit angepasstes Menü. Zum Wechsel in den Fachbereich „Erde und Triebe“ verriet Judit Wohlfarth vom Hofgut Silva, wie viel Einsatz es braucht, um das beste Schweinefleisch produzieren zu können. Auf weitläufigen Weidehängen, auf Streuobstwiesen und unter Kastanien wachsen am Rand des Schwarzwaldes in extensiver Freilandhaltung Berkshire und Tamworth-Schweine heran, die dann zu extrem leckeren Produkten wie Räucherschinken, Gewürzspeck oder Blutwurst verarbeitet werden. Wie anders ein mit so viel Hingabe produzierter Schinken schmeckt (vor allem wenn man ihn mit frischem Spargel, jungen Kartoffeln und einer wunderbar sämigen Sauce Hollandaise serviert), konnten die Gäste der Kochshow live erleben.

Dass „Erde und Triebe“ in den richtigen Händen zum Hingucker werden, bewies Klaus Buderath schon bei der Vorspeise – Forelle, Haferwurzel und Erbsentriebe. Die Haferwurzel, die ein wenig an ein hutzeliges Märchenwesen erinnert, schmeckt gegart überraschend nach Topinambur und Schwarzwurzel. Und ebenfalls für viele Gäste neu war, wie saftig und zart eine Forelle schmeckt, wenn sie bei nur 42 Grad gegart wurde.

Eine Reminiszenz an die Hamburger Wurzeln des Kochs war seine Kreation „Scholle, Krabbe, Ei“ – natürlich auf eine Art fernab der nordischen Imbissbudenzubereitung interpretiert. Die „Triebe“ wurden hier mit einer Frankfurter Kräutersauce repräsentiert, der Speck war eine aufwendig gepoppte Schweineschwarte und die Scholle ein nur kurz mit dem Bunsenbrenner angeheiztes Gedicht. Hier gab es wieder einen Trick aus der Küche zu lernen: Das wachsweiche Eigelb entsteht, wenn man ganze rohe Eier einfriert und dann wieder auftauen lässt, verriet Buderath.

Insgesamt hat das Erde und Triebe-Menü sechs Gänge und wird durch einen Nachtisch aus Rhabarber, Erdnuss und Rübenkraut abgeschlossen. Bis zum 31. Mai gibt es das Menü, danach wechselt es zum Fachbereich Feld und Garten.

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Autor: Fridtjof Atterdal
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Amerikanische Bierträume

Die Sierra Nevada Brewing Company aus Kalifornien und die Riegele Braumanufaktur haben gemeinsam den Braukessel angeworfen. Dabei sind zwei extrem trinkenswerte Biere entstanden.

 

Brau-Legende Ken Grossman persönlich hat in Augsburg gemeinsam mit Sebstian Priller das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Riegele Braumanufaktur und der Sierra Nevada Brewing Company aus Kalifornien vorgestellt: Bei einem bayerisch-amerikanischen Surf & Turf im Biergarten der Braumanufaktur gab es die ersten Kostproben des Bayerisch Ale 2, das die Familienbrauereien als „Collaboration Brew“ gemeinsam ausgeheckt haben. Für das Bier haben die Braumeister einigen Aufwand betrieben – sechs Hopfensorten, zwei Malztypen und dreierlei Hefestämme wurden dabei verwendet, wie Braumeister Frank Müller bei der Präsentation stolz aufzählte. Herausgekommen ist ein frisches Sommerbier mit Fruchtnoten von Maracuja, Pfirsich und Aprikose.

Grossman hatte dafür noch einige Flaschen seines „Oktoberfest-Beer“ im Gepäck, das er im vergangenen Jahr mit dem Riegele-Brauteam in Kalifornien gebraut hatte und das es sonst nur auf dem nordamerikanischen Markt zu genießen gibt.

Ken Grossman – seit 36 Jahren im Craftbier-Geschäft, einer der erfolgreichsten amerikanischen Brauer und mittlerweile Bier-Milliardär, lobte die Zusammenarbeit mit der bayerischen Brauerei. Er habe viel von den Riegele-Braumeistern gelernt und bewundere die Tradition und das Wissen der Augsburger. „Wir sind beide Familienbrauereien, unsere Kinder packen mit an und wir teilen die Leidenschaft für großartiges Bier“, so der Amerikaner.

Riegele Braumeister Müller war ebenfalls voll des Lobes für die Kollegen aus Kalifornien. „Hier sind zwei Brauereien zusammengekommen, die quer denken und stets nach neuen Inspirationen suchen“, sagte er. Besonders angetan war er von der Wissbegierde, mit der Grossman an die Kooperation herangegangen sei.

Was die beiden Brauereien als nächstes aushecken, wurde nicht verraten. Nur so viel, war Grossman zu entlocken: „Wir arbeiten an weiteren Projekten mit Riegele.“

Camba Old Factory

In der Camba Old Factory in Gundelfingen braut sich etwas Leckeres zusammen. Wenn es nach dem neuen Braumeister Enzo Frauenschuh geht, soll hier ein neues Craftbier-Mekka entstehen.

Gundelfingen ist ja nun mal nicht der Nabel der Welt. Aber für die Craftbier-Szene braut sich da etwas Spannendes zusammen. Ob der kleine Ort bei Günzburg wirklich zum Brau-Mekka werden wird, wie der neue Braumeister Enzo Frauenschuh glaubt, muss die Zeit zeigen. Doch die Anlage mit einem 20 Hektoliter-Sudwerk und künftig einer eigenen Dosenabfüllung hat eine Menge Potenzial.

IMG_2251 2Die Camba Old Factory soll das Zuhause werden für Gypsy-Brauer aus Deutschland und Europa. Schon jetzt sei das Interesse groß, so Frauenschuh – sogar aus Südafrika gibt es erste Anfragen. Gypsy-Brauer sind Brauer, die sich in fremde Produktionsanlagen einmieten. Oft bringen sie nur ihr eigenes Rezept mit und lassen das Bier vor Ort von dem Brauteam herstellen. Nicht so in Gundelfingen, so Frauenschuh. „Hier können sie vom ersten Schritt bis zur Abfüllung alles selbst machen – wir führen sie in die Anlage ein und stehen ihnen mit Rat zur Seite“, erläutert er das Konzept.

Und weil die Dose weltweit immer beliebter wird, können die Kleinbrauer hier ihr Bier formvollendet in Aluminium abfüllen – das konnten bisher nur die ganz großen Brauereien bieten.

IMG_2254 2Rund ums Selbstgebraute soll sich eine bunte Bierwelt ansiedeln, ein Biergarten mit Craftbier-Ausschank, und ein Biershop sind bereits vorhanden. 40 Minuten von Augsburg entfernt und rund eine Stunde von München, ist die Camba Old Factory ein Ort, den Bierliebhaber im Auge behalten sollten.

 

Autor: Fridtjof Atterdal
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Bier. Kult. Getränk

Wer an Stout denkt, denkt an Guinness. In Dublin kann man im Guinness Storehouse in den Kult um das Getränk eintauchen – oder den Touristen beim ehrfürchtigen Genuss ihres Pint über die Schulter schauen.

IMG_2110Ein Glas Bier unfallfrei zu zapfen fordert eine gewisse Kunstfertigkeit. Doch nirgends wird darum so ein Kult veranstaltet wie im Guinness Storehouse in Dublin. Hier gibt es dafür sogar eine eigene Akademie – und ein schickes Zertifikat, wenn man sein erstes Guinness pechschwarz und mit sahnigem Schaum, in der Hand hält. 119,5 Sekunden dauert es, das perfekte Pint einzuschenken, haben die Brauexperten ausgerechnet. Das Glas locker im 45 Grad-Winkel in der Hand, der Schriftzug zeigt nach vorne und dann wird der Zapfhahn beherzt nach vorne gezogen. Der Guinness-Angestellte im schwarzkarierten Hemd schaut dabei, als hätte er gerade Einsteins Relativitätstheorie erklärt. Die Touristengruppe schaut ehrfürchtig zurück. Damit das Bier so schick und mit beinahe schnittfestem Schaum aus dem Fass kommt, wird dem Guiness Draught übrigens ein Gemisch aus 30 Prozent Kohlensäure und 70 Prozent Stickstoff beigemischt.

IMG_2051Im Guinness Storehouse ist alles größer. Die Ausstellung, der Shop, selbst das Gebäude entsprechen dem XXL-Image, mit dem sich die Brauerei gerne umgibt. Ob man die Mutter alles Stout-Biere nun mag oder nicht – das Museum ist für Bierfans allemal sehenswert. Sieben Stockwerke hoch und in der Form eines Pint-Glases ragt das Storehouse im Herzen der legendären St. James’s Gate Guinness Brewery in Dublin auf. Die Brauerei steht übrigens dort, seit Arthur Guinness das Gelände 1759 für 9.000 Jahre gepachtet hat, wie man in der Ausstellung lernen kann.

IMG_2060Auf dem Weg durch die Stockwerke arbeitet man sich vom riesigen Guinness-Store über die Geschichte der Brauerei und Kunst der Bierherstellung nach oben, wo Verkostungsräume, ein ganzes Stockwerk mit Guinness-Werbung und die Guinness-Akademy auf die Besucher warten. Das „Schaumkrönchen“ im Guinness-Storehouse ist die Gravity Bar, von der man ein beeindruckendes Panorama hoch über den Dächern von Dublin genießen kann – natürlich mit seinem selbstgezapften Guinness.

IMG_2066Die Ausstellung ist aufwendig gestaltet. Beim Thema Brauwasser kann man gleich indoor einen kleinen Wasserfall bestaunen. Filme über den Brauprozess laufen auf riesigen Bildschirmen, die in alte Braukessel eingebaut, einen virtuellen Blick „in die Töpfe“ erlauben. Das Kino ist in ein Fass eingebaut, das Platz für 720.000 Pints des Bieres aufnehmen könnte.

IMG_2073Da kann man dann auch lesen, dass die Brauerei 100 „brews“ die Woche macht – drei Millionen Pint verlassen jeden Tag die Brauerei, um in 250 Ländern getrunken zu werden.

IMG_2095Im zweiten Stock des Museums liegt ein süßlicher Geruch in der Luft. Wer hier von der Rolltreppe steigt, wird von einer freundlichen jungen Dame darauf hingewiesen, dass gleich die nächste Verkostung ansteht. „Come on, it’s free.“ In einem futuristischen weißen Raum stehen mehrere Säulen, aus denen weißer Dampf wabert. Hier kann man die einzelnen Bierbestandteile „sensorisch“ eigennasig kennenlernen. Hopfen, geröstete Gerste, Malz und Bierester werden hier in Wasserdampf als Geruchsprobe gelöst. Lustiger ist es dann im Nebenraum, in dem man unter dem strengen Blick von Arthur Guinnes (angeblich dem einzigen Gemälde des Brauereigründers) lernt, wie man sich das Bier fachgerecht wie ein Bier-Sommelier in den Rachen kippt.

IMG_2080Sehenswert ist auch die Ausstellung über die Kunst des Fassmachens – in einem historischen Film schaut man einem Meister über die Schulter, wie er aus groben Holzbohlen ein luft- und wasserdichtes Bierfass zimmert.

IMG_2120Das Storehouse ist Irlands Touristenattraktion Nummer Eins, wie das Unternehmen verkündet. 1.498 124 haben 2015 das Museum besucht. Gerade hat es die Auszeichnung als „Europe’s leading tourist attraction“ beim „World Travel Award“ erhalten und darf sich damit auf eine Stufe mit der Acropolis, dem Buckingham Palace, dem Colosseum und dem Eiffel-Turm stellen.

www.guinness-storehouse.com

 

IMG_2114Autor: Fridtjof Atterdal
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Drei Tage Spitzenküche

Als Reporter bekommt man im Restaurant die Sonnenseite zu sehen. Das Gegenüber ist gut aufgelegt, die Küche tipptopp und Köche und Bedienungen verrichten lächelnd ihre Arbeit.  Aber wie geht es in der Küche zu, wenn 60 Gäste im Lokal sitzen, die einen noch die Vorspeise genießen, während der nächste Tisch bereits auf den dritten Gang wartet?

IMG_1651Bei meinem Interview für Meiningers Craft habe ich den Münchner Spitzenkoch Shane McMahone gefragt, ob ich für einige Tage seine Küchenmannschaft verstärken dürfte. Drei anstrengende, spannende und vor allem bereichernde Tage konnte ich so hinter den Kulissen von „Shane’s“ im Glockenbachviertel verbringen.
„Kochen ist Krieg“ ist der Titel eines populären Buchs mit Stories aus Deutschen Küchen. „Kochen ist Präzision“, „Kochen ist Leidenschaft“, oder „Kochen ist ein verdammt hartes Stück Arbeit“, würde mir besser als Titel gefallen. Der Ton in der Küche mag hin und wieder an einen Kasernenhof erinnern, mit kurzen knappen Kommandos und dem obligatorischen „Jawoll“ der Köche. Missverständnisse könnten das sorgsam ausgetüftelte Menü ruinieren und wenn es Schlag auf Schlag gehen muss, sind keine langen Reden angesagt. Doch die Stimmung im Team ist locker bis freundschaftlich – solange niemand Shane’s Anspruch an perfekte Kochkunst in Frage stellt.
Shanes - 4 (1)Mit geschlossenen Augen könnte ich jetzt sagen, ob ich in einer Spitzenküche stehe. Qualität duftet. Reife Tomaten verströmen ihr süßes Aroma, Kartoffeln riechen erdig, Töpfe mit Basilikum erinnern an Urlaub am Mittelmeer. Auf dem Herd verbreiten angeröstete Knochen mit Gemüse und Gewürzen als Ansatz für Wild- oder Geflügelfonds ihr kräftiges Aroma. Und immer wieder Kräuter. Händeweise wandern sie in Saucen oder geben Gerichten fein dosiert den letzten Schliff.

Für Köche und Küchenhelfer beginnt der Arbeitstag gegen Mittag. Was Abends in Windeseile hergerichtet werden soll, wird in den Stunden zuvor geputzt, geschnippelt, blanchiert und in Blechwannen oder Kunststoffgefäßen ins Kühlhaus gepackt. Nachtische werden kreiert, aus einer Steige frischer Himbeeren entsteht ein cremiges rosa Sorbet, das später mit frischen Früchten, weißer Schokolade und Cremeschnitten auf dunklen Tellern angerichtet die Gäste zu Lobeshymnen animieren wird. Drei Köche und zwei Küchenhelfer sorgen für das perfekte „Mise en Place“ für den Abend.

Shanes - 6Wenn die Angestellten zu arbeiten beginnen, hat Shane schon einige Stunden Arbeit hinter sich. Nur wenige Minuten vom Restaurant entfernt befinden sich die Münchner Großmarkthallen – für Shane ein Ort der Inspiration. In seinem Restaurant gibt es keine Speisekarte, immer aufs Neue kreiert der Koch Gerichte aus den Zutaten, die ihm bei seinem Bummel durch die Stände in besonderer Qualität auffallen. „Überraschungsküche“ nennt er sein Konzept. Seit über 20 Jahren kommt er fast täglich hierher – „hey Shany“ schallt es ihm überall von Lieferanten entgegen. Kistenweise wandern Salat, Paprika, Gemüse und Kräuter in den Lieferwagen, an einem Stand ersteht er noch einige ansehnliche Trüffel.

IMG_1688Die Voraussetzung für Shane’s Spontanküche ist Erfahrung. Sieben Jahre hat er unter anderem bei Hans Haas im Tantris und im Königshof bei Bobby Bräuer gearbeitet, bevor er den Schritt zum eigenen Lokal wagte. Diese Erfahrung gibt er jetzt an die jungen Köche im eigenen Lokal weiter. Seine Küche vereint asiatische Elemente mit mediterranen oder auch österreichischen Komponenten. An diesem Abend gibt es unter anderem Tataki vom Bluefin Tuna, gebratene Jakobsmuscheln mit Artischocken, Black Cod mit Dashi Linsen, ein Carpaccio vom Iberico-Schwein mit schwarzen Trüffeln, Schwarzfederhuhn mit Asia Spargel und ein Basilikumsorbet.

Eine Herausforderung sind die vielen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Essgewohnheiten, die die Gäste mittlerweile haben. An diesem Abend gibt es Veganer, Vegetarier, Gluten-Unverträglichkeit und Lactose-Intoleranz. Für jeden Einzelnen ändert das Team das Menü so ab, dass er nur die Lebensmittel bekommt, die er essen mag – und es trotzdem keine Abstriche im Geschmack gib. Besonders kniffelig ist eine junge Dame mit Histaminintoleranz – denn diese Stoffwechselerkrankung schließt unter anderem alle fermentierten Lebensmittel aus – dazu gehört Essig, fast alle Gewürze, aber auch die meisten Gemüse und frischen Früchte.

Shanes - 9 (1)Wenn die Gäste am Tisch sitzen, verändert sich die Stimmung in der Küche. Wo zuvor noch geschwätzt und gescherzt wurde, herrscht jetzt absolute Konzentration. Jeder arbeitet an seinem Platz, zu hören sind nur die knappen Ansagen von Shane, wenn die Bestellungen eintreffen. Jetzt geht es nicht mehr nur um Geschmack, sondern auch um Ästhetik. Jeder Teller wird akkurat angerichtet – trotzdem achtet der Chef darauf, dass alles „freehand“ aussieht.

IMG_1660Für das Carpaccio wurden zuvor hauchdünne Scheiben vom Iberico-Schweinebraten aufgeschnitten, die jetzt sorgsam auf die Teller drapiert, mit gepoppter Schweineschwarte bestreut und mit Goma Dressing, und Murray River Salt Flakes  abgeschmeckt werden. Die schwarzen Trüffel, die Shane am Vormittag erstanden hat, hobelt er jetzt großzügig über die Vorspeise. Der Aufwand kommt an – immer wieder richten die Bedienungen Komplimente der Gäste aus.

Es ist fast 23 Uhr, als die letzten Gerichte die Küche verlassen. Die Mannschaft ist rechtschaffend müde, doch jetzt muss die Küche blitzblank aufgeräumt werden. Wer hungrig ist, kann sich an „Resten“ gütlich tun – und auch das Endstück vom Rehbraten schmeckt verdammt lecker.

Nach drei Tagen bewundere ich alle Köche, die trotz enormer Anspannung und körperlicher Leistung jeden Tag aufs Neue Spitzenleistungen für ihre Gäste bringen. Das Kreuz schmerzt, die Oberschenkel melden nach dem stundenlangem Stehen ebenfalls Protest an – und ich freue mich darauf, wieder früh ins Bett zu kommen. Und morgen Abend gehe ich irgendwo richtig lecker essen!

Autor: Fridtjof Atterdal
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Bierseelig unter Kronprinzessinnen

 

Bierkönigin 2016-84Sieben auf einen Streich hätte er als tapferes Schneiderlein am liebsten zur Bierkönigin gemacht, sagte Brauerbund-Präsident Georg Schneider am Wahlabend – doch als Jurymitglied hatte er die Qual der Wahl. Sieben aparte junge Damen aus verschiedenen Regionen Bayerns hatten sich zur Wahl gestellt, um für ein Jahr Bayerisches Bier im In- und Ausland zu repräsentieren. Der Job ist begehrt, geht es doch an spannende Reiseziele und außerdem gibt es kleine Bonbons wie den eigenen Dienst-BMW for free. Die Bierprinzessin waren in einem Casting aus 116 Bewerberinnen ausgewählt worden und hatten neben dem guten Aussehen mal mehr und mal weniger Ahnung vom Bier zu bieten.

IMG_1879Einen Vorgeschmack, was als Monarchin auf sie zukommt, durften die Damen bereits am Wahlabend genießen – an die 40 Medienvertreter – Kamerateams, Radioreporter und Fotografen rissen sich um die Schönheiten im Dirndl, umkreisten sie, warfen sich auf die Knie oder erkletterten Tische, um möglichst originelle Bilder zu bekommen. Und war keine Fernsehkamera in Sicht, legten fesch gekleidete Männer meist gehobenen Alters ihnen die Arme um die Schulter und lächelten fürs Familienalbum.

Bierkönigin 2016-69Ganz im Stil großer Fernsehshows war das Wahlprozedere dreistufig. Schon Wochen vor der Wahl durften die Internet-User ihre Favoritin küren – wie zu hören war setze sich hier durch, wer zuvor die Ochsentour durch Brauereien, Getränkemärkte und Vereine der eigenen Region gemacht hatte. Am Wahlabend durften dann die 300 Gäste ihre Stimme abgeben und eine fünfköpfige Jury, vor der die Kandidatinnen in einem Wissenstest bestehen mussten.

 

IMG_1851Wie gut, dass die Prinzessinnen BR-Moderator Roman Röll als Coach zur Seite hatten, der später auch durch die Show führte. „Denkt immer an die Kamera“, hatte er ihnen in der Probe geraten. „Und schön kurz antworten – je länger ihr quatscht, desto weniger prägnant ist es“, riet der Medienprofi.

Bierkönigin 2016-60Nach einer Blindverkostung bayerischer Biere mussten die Damen bei Fragen wie „Kriegen Männer vom Bier Busen?“ oder „Wen würdest Du am liebsten mal von Bier überzeugen“ ihre Schlagfertigkeit beweisen. Dazu durften sie in Dirndln der Münchner Designerin und Jury-Mitglied Elisa Berzaghi-Freymann eine gute Figur machen.

Bierkönigin 2016-92Am Ende hatte die unterfränkische Krankenschwester Sabine-Anna Ulrich gut lachen und bekam von der scheidenden Bierkönigin Marlene Speck die Krone aufs Haupt gedrückt. Der tapfere Georg Schneider war dann auch der erste, der der frisch gekürten Königin gratulierte, während die Konkurrentinnen mit etwas eingefrorenem Lächeln danebenstanden.

 

 

 

 

 

 

Überraschungen im Shane’s

Essen ist Vertrauenssache. Richtig viel Vertrauen haben die Gäste im Münchner Top-Restaurant „Shanes’s“ im Glockenbachviertel – denn was da auf den Tisch kommt ist stets eine Überraschung!

Auf der Speisekarte kann man wählen, ob es vier oder bis zu acht Gänge sein sollen – doch dann begibt man sich in die Hände des irischen Meisterkochs.

shane futter_v„Just cook ist“ ist das Motto des Hauses, und was gekocht wird entscheidet Shane McMahon morgens auf dem Großmarkt. „Bei meinem Einkauf nehme ich nur das, was mich an dem Tag anlacht und woraus ich ganz spontan kreative Rezepte entwickeln kann“, beschreibt Shane sein Konzept. Klar kann man bei der Bestellung sagen, was man nicht mag oder worauf man allergisch ist.

Dass das klappt, beweisen viele gute Bewertungen, zum Beispiel bei Trip Advisor. Shane hat sein Handwerk unter anderem bei Hans Haas im Tantris und im Königshof bei Bobby Bräuer gelernt.

https://www.shanesrestaurant.de

 

Trendiges für Genießer

Trendfood querWas „Trend-Food“ genau ist, weiß ich immer noch nicht – aber nach ein paar vergnüglichen Stunden auf der gleichnamigen Messe in Augsburg ist jedenfalls klar, dass da einige ganz spannende Projekte am Start sind

Larah Sophie Neidlinger ChailoveWie schmeckt eigentlich verliebt? Sarah Sophie Neidlinder beantwortet die Frage mit ihrem „Chailove“ genannten Heißetränk – süß und fruchtig. Der Chai wird in Augsburg gemischt und enthält nur Natur, wie Sarah betont. Nach zwei Bechern muss ich sagen: I am in Love!

MoonshineDie Prohibition ist zum Glück
Vergangenheit, aber die Idee der Schmuggler, ihren Schwarzgebrannten in Einmachgläser abzufüllen hat den Jungs von O‘ Donnel Original Moonshine so gefallen, dass sie ihren Weizenbrand auch in bauchigen Gläsern anbieten. Sieht irgendwie lustig aus und läuft gut die Kehle runter.

Christoph Steinle_AugustDen August Gin aus der Fuggerstadt durfte ich schon auf der Augsburger Frühjahrsausstellung kosten – aber jetzt habe ich auch den Kopf hinter dem Getränk kennengelernt. Christoph Steinxle macht mit seinen Leuten einen tollen klassischen London Dry Gin, basierend auf feinsten biologischen Zutaten aus  der Region: Wacholder, Schlehe, Koriander, Angelika, Orangenschalen, Kardamom, Zimt und Muskat. Was das Wässerchen ungewöhnlich macht, ist der Geschmack von Zirbenkiefer, der bei der Produktion entsteht.

Ich werde das eine oder andere sicher in nächster Zeit genauer unter die Lupe nehmen – mehr also in Kürze.

 

Auf ein Grapefruit-Beer bei Liquid Hops

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Grapefruit-Saft und Grapefruit-Zester im Bier? Der absolute Hammer. Pompelmocello heißt das aktuelle Lieblingsbier von Craft-Bier-Importeur Matthias Gruber und ist einerfrischendes Sommer-IPA von der englischen Brauerei Siren. Für einen Bericht über Liquid-Hops und eine spannende Diskussion über das bayerische Reinheitsgebot habe ich Matthias und seine Kettle-Dog-Dame Mathilda im Augsburger Martini-Park besucht. Für Bierenthusiasten ist die 400 Quadratmeter große Lagerhalle das Schlaraffenland, in dem über 100 Sorten Bier auf die Verkostung warten. Apropos Reinheitsgebot: „Warum lässt man nicht die Endverbraucher entscheiden, was Bier ist“ wirft sich Matthias für kreative Bierspezialitäten in die Bresche. Stimmt. Ich werde dieses Jahr bestimmt noch öfter zu Pompelmocello greifen – und wenn die Reinheitswächter noch so sehr die Nase rümpfen.

Wer einen Blick in Matthias Sortiment werfen mag: https://shop.liquidhops.de

 

Königliche Hoheit trifft Sommelier-Weltmeister

 

Die Familienbrauerei Riegele in Augsburg hat nicht nur preisgekröntes Bier, sondern auch einen Brauereichef, der trefflich darüber plaudern kann. Bei einem Brauereirundgang entlockte die amtierende Bayerische Bierkönigin Marlene Speck dem Weltmeister der Biersommeliers und Riegele-Chef Sebastian Priller-Riegele dann auch mühelos die „geheimen Zutaten“, die das Bier aus Augsburg so gut machen: „Um ein außergewöhnliches Bier zu brauen, braucht es Leidenschaft, Hingabe und Wissen“, so Priller-Riegele. Und einen gewissen Aufwand bei den Zutaten. Rund 25 Hopfensorten und ebenso viele Malze sind bei Riegele im Einsatz, verriet er der versierten Heimbrauerin. In den Kühlschränken der Brauerei lagert Europas größte Hefebank mit rund 160 verschiedenen Bierhefen. Beim Besuch des Reifekellers tief unter der Brauerei bestaunte Speck die in Whisky-Fässern reifenden Bierspezialitäten – bevor sie ihre feine Nase und Gaumen bei der Verkostung eines „Noctus 100“ mit feinen Kaffeenoten und dem Aroma von Bitterschokolade und eines „Dulcis 12“ nach belgischem Stil mit Drapistenhefe und echtem Naturhonig beweisen konnte. Die Bierkönigin, die in ihrer Amtszeit so manche Brauerei besichtigen durfte, war nach der Privatführung beeindruckt: „Unglaublich, welcher Aufwand hier betrieben wird, man sieht die Leidenschaft fürs Bier“, so Marlene Speck.